Friedrich Solle Podcasts
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2024-05-03
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2023-07-09 03:00:00
Dauer (h:m:s): 1:18:11
Die Autorin stellt ihr Buch mit Marie-Lou Sellem und Niklas Maak in den Geistesblüten Berlin vor. Die Geschichte beginnt mit einem Schock. Am Neujahrsmorgen des Jahres 2003 liegt im Briefkasten der Eltern der Schriftstellerin Anne Berest eine Postkarte. Die Vorderseite zeigt die Pariser Oper. Auf der Rückseite stehen vier Namen: Ephraim, Emma, Noémie und Jacques. Die Karte hat keinen Absender. Die vier Namen kennt Anne Berests Mutter: Es sind die Vornamen ihrer Großeltern mütterlicherseits, ihrer Tante und ihres Onkels; alle vier waren in Frankreich deportiert und 1942 in Auschwitz umgebracht worden. Wer schickt ihnen 61 Jahre später die vier Namen – und warum anonym? Das Ganze hat etwas von einem Anschlag. Beim Neujahrsfrühstück diskutieren die Eltern und ihre Töchter kurz darüber, dann wird die Karte in eine Schublade geworfen. Anne Berest, 1979 geboren, wusste lange nicht, dass sie Jüdin ist: In der Familie spielte Religion keine Rolle, die Eltern sind Achtundsechziger; als Anne sechs Jahre alt ist, kennt sie jeden linken Kampfsong, weiß aber nicht, was Chanukka ist. Erst als sie sich ein Aufklebe-Tattoo macht, sagt ihre Großmutter Myriam zu ihr, so was Solle sie nicht machen, schließlich sei man jüdisch. So erfährt Anne, die dachte, dass sie halb bretonisch (Berest) und halb provenzalisch sei (dort, in der Provence, lebt die Großmutter), von ihren jüdischen Wurzeln. Erst viel später, als sie schon ein paar aufsehenerregende Romane geschrieben hat, darunter einen über ihre Urgroßmutter Gabrielle Buffet, die eine Ausnahmekünstlerin war und die Geliebte von Francis Picabia und Marcel Duchamp; erst viel später versucht Anne Berest das Rätsel der Postkarte zu lösen und die Geschichte ihrer jüdischen Vorfahren zu erkunden. Von dieser Suche erzählt ihr Roman „Die Postkarte“, der gerade auf Deutsch erschienen ist, in Frankreich monatelang in den Bestsellerlisten stand und unter anderem mit dem Prix Goncourt Américain ausgezeichnet wurde. Anne Berest erzählt die Geschichte ihres Urgroßvaters Ephraim Rabinovitch, der in Russland aufwächst, Ingenieur und Sozialrevolutionär wird und, um seine Eltern zu schockieren, an Jom Kippur alles tut, was Juden da nicht tun Sollen: Er trinkt, raucht, rasiert sich. 1919 ist er 25 Jahre alt und glaubt daran, dass das, was nach dem Ersten Weltkrieg kommen wird, das Jahrhundert des Glücks und der Befreiung wird. Und er will „am großen Abenteuer des Fortschritts teilnehmen“. Berests Roman, für den sie in Familienarchiven arbeitete und sogar einen Privatdetektiv anheuerte, erzählt die Geschichte von Ephraims Familie, vor allem die seiner Tochter Myriam, Anne Berests Großmutter. Wie sie von Riga nach Polen gehen und dort ebenfalls vor dem Antisemitismus fliehen müssen, wie sie schließlich nach Haifa auswandern und eine Orangenplantage betreiben, die für die Enkel ein Paradies ist, während die Kinder lieber nach Paris wollen; wie auch Ephraim sich schließlich in den Dreißigerjahren dort ansiedelt und bis zum Schluss glaubt, dass es schon nicht so schlimm werde für seine Familie und ihn, wo er doch bereits einen Einbürgerungsantrag gestellt habe. Am Ende überlebt nur seine Tochter, weil sie versteckt in einer Kiste in einem Citroën aus dem besetzten Paris herausgeschmuggelt wird. Anne Berests Buch, das mit einer rätselhaften Postkarte beginnt, ist ein kluger, tragischer, schöner und durch den Humor der Familie Rabinovitch phasenweise unglaublich lustiger Familienroman („es waren so viele Leute da und kein einziger Mensch darunter“), eine Liebes- und Detektivgeschichte – aber auch einer der beeindruckendsten Romane der letzten Zeit, die vom 20. Jahrhundert handeln, von der Moderne und davon, warum ihre wildesten und optimistischsten Träume im Horror endeten. Und am Ende erfährt man auch, wer den Berests die Postkarte schickte. Was man verraten kann: Niemand hätte mit so einer Auflösung gerechnet. Am 6. Juni hat Anne Berest ihren Roman „Die Postkarte“ in den Geistesblüten in Berlin vorgestellt. Marie-Lou Sellem las aus dem Buch, es moderierte Niklas Maak. „Die Postkarte“ von Anne Berest auf der Website des Berlin Verlags „Die deutsche Zunge – und die französische“: Anne Berests Plädoyer für die tief empfundene Lust, einander frei von ökonomischen Themen kennenzulernen Das Programm der Geistesblüten in Berlin Die Adresse für Anregungen, Lob, Kritik
Das starke Stück - Musiker erklären Meisterwerke
Auf die Frage nach dem Schlüssel zu seiner Klaviersonate Opus 31 Nr. 2 antwortete Beethoven seinem Sekretär Schindler seinerzeit maulfaul, er Solle doch mal in Shakespeares "Sturm" hineinschauen. Pianist Ronald Brautigam spricht über dieses Starke Stück.
2022-02-20 06:00:00
Dauer (h:m:s): 46:11
Kai Spanke spricht mit dem Autor über sein neues Buch Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Diesen Satz kennt Florian Klenk zufolge jeder österreichische Bauer. Was damit gemeint ist, erklärt der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Der Falter“ in dieser Folge des Bücher-Podcasts. Seine intensive Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat mit einem Streit angefangen: Klenk applaudierte einem Urteil, das Angehörigen einer Touristin, die in Österreich von einer Kuh totgetrampelt wurde, Schadenersatz zuspricht. Der Besitzer des Tiers musste zahlen. Die Bauernlobby reagierte darauf gereizt. Ein Landwirt namens Christian Bachler verhöhnte Klenk daraufhin in einem Video auf Facebook und sagte, er, der ahnungslose Städter, Solle mal ein Praktikum auf seinem Hof machen. Klenk nahm das Angebot an und lernte eine Welt kennen, die ihm einerseits behagte, die andererseits jedoch kurz vorm Aussterben steht. EU-Richtlinien und die Agrarindustrie machen kleinen Bauern das Leben immer schwerer. Auch Bachler befand sich in existentieller Not – und Klenk startete eine Crowdfunding-Aktion, um dessen Hof zu retten. Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik „So gefährlich sind EU-Politik und Zwergschlammschnecken“: Kai Spankes Besprechung von Florian Klenks „Bauer und Bobo“
2022-02-20 06:00:00
Dauer (h:m:s): 46:11
Kai Spanke spricht mit dem Autor über sein neues Buch Wer nicht mit der Zeit geht, geht mit der Zeit. Diesen Satz kennt Florian Klenk zufolge jeder österreichische Bauer. Was damit gemeint ist, erklärt der Chefredakteur der österreichischen Wochenzeitung „Der Falter“ in dieser Folge des Bücher-Podcasts. Seine intensive Beschäftigung mit der Landwirtschaft hat mit einem Streit angefangen: Klenk applaudierte einem Urteil, das Angehörigen einer Touristin, die in Österreich von einer Kuh totgetrampelt wurde, Schadenersatz zuspricht. Der Besitzer des Tiers musste zahlen. Die Bauernlobby reagierte darauf gereizt. Ein Landwirt namens Christian Bachler verhöhnte Klenk daraufhin in einem Video auf Facebook und sagte, er, der ahnungslose Städter, Solle mal ein Praktikum auf seinem Hof machen. Klenk nahm das Angebot an und lernte eine Welt kennen, die ihm einerseits behagte, die andererseits jedoch kurz vorm Aussterben steht. EU-Richtlinien und die Agrarindustrie machen kleinen Bauern das Leben immer schwerer. Auch Bachler befand sich in existentieller Not – und Klenk startete eine Crowdfunding-Aktion, um dessen Hof zu retten. Die Adresse für Anregungen, Lob und Kritik „So gefährlich sind EU-Politik und Zwergschlammschnecken“: Kai Spankes Besprechung von Florian Klenks „Bauer und Bobo“
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